Warum die Südkurve im Ernst-Abbe-Sportfeld bleibt...

Historisch betrachtet ist die seit Jahren kreativ und erfolgreich arbeitende "Bürgerinitiative UNSER STADION" aus der "Bürgerinitiative PRO SÜDKURVE" hervorgegangen, welche vor über einer Dekade gegründet wurde und 2006/2007 eine halbe SÜDKURVE als Teillösung zumindest zeitweise akzeptierte. Hiermit wurde erreicht, dass die aktive Fanszene einen Teil ihrer historischen Heimat zurück erhält. In diesem Zusammenhang versprach der bereits damals im Amt befindliche OB Schröter, dass die SÜDKURVE wieder komplett die Heimat der Blaugelbweißen wird. Die nun dreister Weise eingeforderte Flexibilität hat spätestens seit der temporären Akzeptanz einer halben SÜDKURVE ihre Schmerzgrenze erreicht. Seit der erfolgreichen Demonstration für den Erhalt des Stadionstandortes in der Oberaue (entgegen den politischen Forderungen eines Umzuges nach Lobeda) ist allen Fußballfreunden aus Nah und Fern klar, wie erfolgreich Bürgerbeteiligung im politischen Entscheidungsprozess ist. Die SÜDKURVE ist einer der letzten Bastionen der Fußball- und Fankultur im Ernst-Abbe-Sportfeld, das Verständnis für politische Gebären ist durch den schrittweisen Verfall und Flutlicht-Skandal aufgebraucht.

Die Lösung des Problems lässt sich u.a. mit "Fakten vor Paranoia" überschreiben. Die meisten sicherheitsrelevanten Örtlichkeiten im Rahmen von Fußballspielen in Jena befinden sich zum Teil weit außerhalb des Stadiongeländes, ein potentielles Sicherheitskonzept betrachtet vor allen Dingen das umliegende Stadtgebiet. Die erwünschte strikte Fantrennung außerhalb des Stadions ist nicht nur bei Betrachtung aller anderen deutschen Fußballstadien (ligenunabhängig) gänzlich unreal. Nahezu jedes andere deutsche Fußballstadion beweist, dass die Schreckensszenarien (und damit verbundenen Forderungen) nicht realitätsnah sind. Jede Stadionvariante und jedes Umbauszenario der Oberaue macht friedliche Fußballspiele im Ernst-Abbe-Sportfeld möglich. Zumal vermeintliche/sog. "Problemfans" in jedem Fall von Sicherheitskräften eskortiert werden, unabhängig von Spieltagskonzepten und Stadien-/Peripheriebauweisen. Daran eine der selbstreguliertesten und tolerantesten Fankurven des Landes sterben zu lassen ist unverantwortlich. Nirgendwo wird ein so kompliziertes Prozedere hieraus gemacht. • Ein fanfreundlicher und sicherer Gästeblock in der Nordkurve des Ernst-Abbe-Sportfeldes ist ohne Weiteres möglich. Dafür wurde ein eigens von der Bürgerinitiative erstelltes und detailliert beschriebenes „Nordkurve-Gästeblock-Konzept“ vorgelegt, welches zeigt, dass es durchaus andere Optionen im Sinne der Fans gibt. Im Konzept beschreiben wir die verschiedenen Szenarien und Eventualitäten der Gästeanreise- und -zahlen unter Einhaltung sicherheitsrelevanter Aspekte. Unabhängig von vermeintlichen Vorzugsvarianten ist diese Stadionvariante konzeptionell absolut belastbar und realistisch umsetzbar.

Namhafte Experten im soziologischen und fankulturellen Kontext beziehen klar für den Erhalt der SÜDKURVE Stellung. Eine ausführliche Expertise von Prof. h.c. Dr. Gunter A. Pilz haben wir bereits veröffentlicht und diesem Positionspapier beigefügt.

Mit "crowdFANding" (www.crowdfanding.net) hat die FCC-Fanszene im Atemzug ihres Kampfes um die SÜDKURVE ein originelles Werkzeug entwickelt, welches eine vollkommen neuartige Form der Bürgerbeteiligung ermöglicht. Diese Innovation hat europaweit Sportclubs aufhorchen lassen und nicht zuletzt auf Grund der eindimensionalen Sicherheitsbetrachtung seitens der Politik und Behörden große Solidarität für die FCC-Fans generiert. Dieses bürgerliche Engagement ist beispiellos und schreibt bereits jetzt Jenenser Sportgeschichte. Mit der inzwischen deutlich sechsstelligen Investitionssumme ist eine Absicherung von Mehrkosten im Rahmen der sicherheitsrelevanten Einrichtung eines Fanblocks in der SÜDKURVE möglich. Wir weisen nicht nur deshalb mit aller Entschiedenheit von uns, dass der Kampf um die SÜDKURVE das Stadionprojekt weder gefährdet noch aufschiebt. Die Fans werten derartige Äußerungen als Respektlosigkeit, angesichts der nahezu peinlichen Possen und Ränkespiele, welche das Stadion-/Arena-Projekt nun schon seit Jahren begleiten und die Innovations- und Sportstadt Jena in ein befremdliches Licht rückt.

Das neue Ernst-Abbe-Sportfeld wird für den Fußball - den Sport und seine Fans gebaut, nicht für die Polizei oder andere Sicherheitsorgane. Letztere sind dafür da, die öffentliche Ordnung sicherzustellen und sich mit der in Jena vorhandenen friedlichen Fankultur auseinanderzusetzen. Eine aufgeklärte, subkulturell geprägte und europaweit bekannte Fanszene wird sich nicht beugen, wenn Sicherheitsbehörden einen Anlass entdeckt haben, diese durch die Hintertür mundtot zu machen.